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Elektronikfertigung droht ein Zinn-Engpass

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Gespeichert von manu am 7. Februar 2014 - 11:15

Die Elektronikindustrie könnte nicht nur bei seltenen Erden vor einem Versorgungsenpass stehen, sondern in Kürze auch bei Zinn. Davor warnt die Deutsche Rohstoffagentur.

Bei der Verfügbarkeit von Zinn drohen mittelfristig Probleme. Nach Berechnungen der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), ergibt sich ab 2018 ein zunehmendes Defizit auf dem Weltzinnmarkt. Die Ursache liegt in der voraussichtlich deutlich zurückgehenden Zinnproduktion in Indonesien aufgrund immer geringerer Vorräte.

Die zu erwartende jährliche Versorgungslücke von möglicherweise 40.000 t Zinn ist erheblich und kann wahrscheinlich nicht durch einen Verkauf von Zinn aus Lagerbeständen oder Recycling abgewendet werden. Stattdessen müsste es einen Ausgleich durch Substitution in den relevanten Branchen, vor allem der Elektronik- und Verpackungsindustrie, geben.

Neue Zinnbergwerke nicht in Sicht.

Neue Zinnbergwerke, die den Produktionsrückgang auffangen könnten, sind bis 2020 nicht in Sicht. Handelsrestriktionen in Indonesien führen aktuell zu weiteren Unsicherheiten auf dem Zinnmarkt. Damit sind Preis- und Lieferprobleme vorprogrammiert. „Der Zinnmarkt wird sich gravierend ändern, nur den genauen Zeitpunkt können wir noch nicht konkret definieren“, so Dr. Harald Elsner von der BGR.

Derzeit wird die weltweite Produktion von Raffinadezinn von China, gefolgt von Indonesien und mit weitem Abstand von Malaysia, Peru und Thailand dominiert. Diese fünf Länder produzierten im Jahr 2012 rund 88% des weltweiten Raffinadezinns von ca. 338.000 t. Insgesamt wird Zinn in 18 Ländern verhüttet. Der Abbau von Zinnmineralen findet weltweit in 25 Ländern statt.

In Deutschland werden jährlich rund 21.000 t Raffinadezinn benötigt. Damit steht Deutschland hinter China, Japan und den USA weltweit an vierter Stelle der Zinnnachfrage. Große Zinnverarbeiter in der deutschen Industrie sind die Elektronik- und Buntmetall-industrie, gefolgt von der chemischen Industrie und der Weißblechindustrie.

Die in diesen Branchen tätigen Unternehmen sollten den Markt intensiv beobachten, ihre bisherigen Lieferquellen durch langfristige Verträge absichern, aber zugleich auch diversifizieren sowie die Innovationen in den Bereichen Substitution und Materialeffizienz verstärken, empfehlen die DERA-Rohstoffexperten.

Die Studie „Zinn – Angebot und Nachfrage bis 2020“ ist im Rahmen der Schriftenreihe DERA-Rohstoffinformationen ab Ende April 2014 über die Homepage der Deutschen Rohstoffagentur abrufbar.

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