Einen runden Geburtstag feiert das Internet. Am 30. August 1969 nahm der erste Knoten des Internet-Vorläufers Arpanet seinen Betrieb auf. Anfang der 1990er-Jahre begann dann der Siegeszug des World Wide Web. 2018 war mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung per Internet vernetzt.
Ursprünglich war das Internet viel kleiner, als man es heute kennt. Gerade einmal vier Universitäten in den USA sollte das sogenannte Arpanet in einem ersten Schritt verbinden, als die Pläne für eine Vernetzung von Computern Ende der 1960er Jahre Gestalt annahmen.
Das Arpanet (Advanced Research Projects Agency Network) war ein Computer-Netzwerk, das ursprünglich im Auftrag der US Air Force ab 1968 von einer kleinen Forschergruppe unter der Leitung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des US-Verteidigungsministeriums entwickelt wurde. Paul Baran (RAND-Studie) und Donald Watts Davies (dezentrale Netzstruktur und Paketvermittlung) lieferten wichtige Erkenntnisse aus dem Bereich der teilvermashten Netztopologie und der paketvermittelten Netze, die als Kommunikationsgrundlage in die Entwicklung des Arpanets einflossen.
Mit dem Arpanet sollte ein dezentrales Netzwerk geschaffen werden, das unterschiedliche US-amerikanische Universitäten, die für das Verteidigungsministerium forschten, miteinander verband. Das damals revolutionäre dezentrale Konzept enthielt schon die grundlegenden Aspekte des heutigen Internets. Die Verbindungen wurden über Telefonleitungen hergestellt. Die Mittel für das Projekt, das den Grundstein für das heutige Internet legte, kamen aus der staatlichen Advanced Research Projects Agency (ARPA), die dabei helfen sollte, die technologische Vorherrschaft der USA gegenüber der Sowjetunion sicherzustellen.
Der erste Knoten des Arpanet nahm am 30. August 1969 an der University of California, Los Angeles (UCLA) seinen Betrieb auf. Er bestand aus dem als Host fungierenden Computer SDS Sigma 7 und dem ersten von vier Interface Message Processoren (IMP), den ARPA 1968 bei der Firma BBN Technologies (Bolt Beranek and Newman) in Auftrag gegeben hatte. Diese schrankgroßen IMPs auf Basis eines Honeywell DDP-516 dienten als Paketvermittlungsknoten und sind damit die Vorfahren der heutigen Router.
Allerdings sollte es noch bis zum 1. Oktober 1969 dauern, bis an der Stanford University der zweite IMP mit einem SDS-940 als Host-Computer verbunden wurde. Die am 29.Oktober um 10:30 Uhr wurde schließlich die erste Nachricht zwischen den Rechnern in Los Angeles und Stanford übertragen wurde. Dabei sollte das Wort „login” gesendet werden. Allerdings brach das System nach dem dritten Buchstaben erst einmal zusammen, wie Leonard Kleinrock, der als Professor die Arpanet-Arbeitsgruppe leitete, später in einem Interview schilderte. Etwa eine Stunde später war der Fehler, der den Absturz verursachte gefunden und das komplette Wort konnte erfolgreich übertragen werden. Die Arbeitsgruppe am Stanford Research Institute in Menlo Park wurde von Douglas Engelbart geleitet, der auch an der Entwicklung der ersten grafischen Benutzeroberflächen beteiligt war und 1967 das Patent für eine Computermaus eingereicht hatte.
Der dritte Knoten des Arpanet wurde am 1. November 1969 an der University of California in Santa Barbara mit einem IBM 360/75 als Host installiert, der vierte folgte im Dezember an der University of Utah in Salt Lake City. Hier diente ein DEC PDP-10 als Host-Computer.
Dieses Netzwerk aus vier Computern legte die Grundlage für das Internet und eine weltweite Erfolgsgeschichte ohne Beispiel. Im vergangenen Jahr war nach Zahlen der International Telecommunications Union (ITU) erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung online.
So nutzen 2018 rund 3,9 Milliarden Menschen das Internet. Im Jahr 2001 (in diesem Jahr wurden diese Zahlen erstmals erhoben), waren es gerade einmal 495 Millionen oder acht Prozent der Weltbevölkerung. In Deutschland nutzen nach Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat aktuell 92 Prozent der Menschen in der Altersgruppe zwischen 16 und 74 Jahren das Internet, was 57 Millionen Nutzern entspricht.
„Die Köpfe hinter dem Arpanet hatten die Vision, Computer miteinander zu vernetzen, um den wissenschaftlichen Austausch voranzubringen. Sie stellten dabei die bis dato gültigen Regeln der Punkt-zu-Punkt-Kommunikation auf den Kopf. Niemand konnte vor 50 Jahren ahnen, wie sehr dieses Vorhaben die Welt verändern würde“, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbandes Bitkom. „Wir sollten uns öfter an die Geschichte des Arpanets erinnern, wenn wir über Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain sprechen.“
Internetprotokolle werden 1981 spezifiziert
Obwohl nach dem Start des Arpanet 1969 schrittweise weitere Knoten hinzukamen, dauerte es noch drei Jahre, bis das Wachstum des Netzes richtig Fahrt aufnahm: 1972 wurde mit der E-Mail eine Art Killer-Anwendung für das neue Netz öffentlich vorgestellt. Waren davor durch das Arpanet in erster Linie Computer miteinander verbunden, so wurden nun auch Menschen vernetzt. Das World Wide Web, das viele heute mit dem Begriff Internet verbinden, kam übrigens erst viel später und setzte 1989 auf die bereits vorhandene Vernetzung der Computer auf.
Die dafür relevanten Protokolle (IPv4, ICMP und TCP) wurden 1981 spezifiziert. Sie sind bis heute die Grundlage der meisten Verbindungen im Internet. Diese sollten nach einer knapp zweijährigen Ankündigungszeit am 1. Januar 1983 auf allen Hosts aktiv sein. Mit der Umstellung von den Arpanet-Protokollen auf das „Internet Protocol“ begann sich auch der Name „Internet“ durchzusetzen. Dies stellt die erste globale Protokollumstellung in der Geschichte des Internets dar und dauerte fast sechs Monate. Mit dem 1984 entwickelten DNS (Domain Name System)wurde es möglich, auf der ganzen Welt Rechner mit von Menschen merkbaren Namen anzusprechen.
Das Internet verbreitete sich über immer mehr Universitäten und weitete sich auch über die Grenzen der USA aus. Dort fand das Usenet weite Verbreitung und wurde zeitweise zu der dominanten Anwendung des Internets. Es bildeten sich erste Verhaltensregeln (Netiquette) und damit erste Anzeichen einer „Netzkultur“.
Erster Web-Server steht am CERN
Im Jahr 1990 beschloss die National Science Foundation der USA, das Internet für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen, wodurch es über die Universitäten hinaus öffentlich zugänglich wurde. Der britische Computerwissenschaftler Tim Berners-Lee entwickelte um das Jahr 1989 am Forschungszentrum CERN im Schweizer Kanton Genf die Grundlagen des World Wide Web. Am 6. August 1991 machte er dieses Projekt eines Hypertext-Dienstes via Usenet mit einem Beitrag zur Newsgroup alt.hypertext öffentlich und weltweit verfügbar.
Mächtigen Auftrieb erhielt das Internet ab 1993, als der erste grafikfähige Webbrowser namens Mosaic veröffentlicht und zum kostenlosen Download angeboten wurde. Entwickelt wurde Mosaic am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) durch Marc Andreessen and Eric Bina, die anschließend die Firma Netscape Communications Corporation gründeten. Dort wurde nicht nur der seinerzeit dominierende Netscape-Browser entwickelt, sondern auch die Grundlagen für JavaScript und SSL gelegt.
Da der Webbrowser fast alles andere verdrängte, wird er auch als die "Killerapplikation" des Internets bezeichnet. Durch ihn konnte das Internet die zuvor dominierenden proprietären und zueinander nicht kompatiblen Online-Portale Compuserve, America Online (AOL) und MSN (Microsoft Network) verdrängen. AOL und MSN wurden schließlich zu Web-Portalen, Compuserve ging 1997 bereits in AOL auf, das ein Jahr später auch Netscape übernahm. In den folgenden Jahren nahmen das Internet und damit auch die Digitalisierung immer weiter Fahrt auf.