Der Glaubenskrieg über den Linux-Einsatz in der Münchner Stadtverwaltung geht in die nächste Runde. Microsoft hat nun die Studie veröffentlicht, die belegen soll, dass die Landeshauptstadt über 40 Millionen Euro hätte sparen können, wenn sie bei Windows-Produkten geblieben wäre. Aber wie belastbar ist die Studie?
Die Studie, die die Stadt München einsehen wollte, offenbart zahlreiche, zumeist bekannte Schwachstellen des LiMux-Projektes, hat aber selbst auch mit einem Problem zu kämpfen.
So verweisen die Autoren auf die bereits recht lange Laufzeit des Projekts und die ungewöhnlich hohe Anzahl an involvierten IT-Mitarbeitern. „Das LiMux-Projekt wird damit eine Projektlaufzeit von über zehn Jahren haben. Diese Laufzeit ist bei 15.000 zu migrierenden Mitarbeitern weit überdurchschnittlich lang. In Client-Modernisierungen vergleichbarer Größenordnungen auf modernere Windows-Versionen werden in der Regel Durchschnittdauern von vier Jahren erzielt. In der dem Projekt vorausgehenden Client-Studie wurde sogar davon ausgegangen, dass die Migration nach 27 Monaten komplett abgeschlossen ist.“
Und: „Bei der Stadt München sind derzeit ca. 1.000 IT-Mitarbeiter für die Betreuung der ca. 15.000 Arbeitsplätze zuständig. Auch diese Zahl ist weit überdurchschnittlich. In Kommunen der Größenordnung von München sind in der Regel zwischen 300 und 400 IT-Mitarbeiter angestellt.“
Ein weiteres Problem der Münchner: Die Stadtverwaltung arbeitet keineswegs mit einer einheitlichen Betriebssystemplattform.
„Die Migration der Betriebsplattform der Stadt München begann im Jahr 2006. Zu dieser Zeit war Debian Linux 3.1 Sarge die aktuelle Debian-Version. Aktuell kommen Debian-Linux Etch und Ubuntu-Linux 10.04 zum Einsatz. Langfristig soll wohl nur noch Ubuntu Linux zum Einsatz kommen, da Debian Etch mittlerweile offiziell nicht mehr unterstützt wird, und weil Ubuntu die bessere Hardwareunterstützung besitzt. Ausschlaggebend für die Entscheidung in Richtung Ubuntu könnte gewesen sein, dass es aus Debian hervorgegangen ist.“
Dementsprechend müssen die Münchner derzeit zwei unterschiedliche Linux-Plattformen betreuen. Und das, obwohl eines der wichtigsten Argumente für das Linux-Projekt der Wegfall der Support-Unterstützung für Windows NT 4 und die damit verbunden Migrationskosten auf Windows XP waren.