Nicht nur Apple-Hasser und Wettbewerber machen das jüngste Apple-Smartphone madig. Auch etliche Käufer sind enttäuscht – denn die Ansprüche sind hoch. Doch es gibt auch Gutes zu berichten.
Details zum A6-Prozessor im iPhone 5 hat Apple selbst bislang nicht preisgegeben. Lediglich die Aussage, dass er doppelt so schnell arbeite wie der Kern des iPhone 4S. Inzwischen gibt es zahlreiche Untersuchungen des A6, die zu überraschenden Ergebnissen kommen. Das System on a Chip (SoC) arbeitet mit zwei Prozessorkernen und drei Grafikeinheiten.
Nach jüngsten Erkenntnissen takten die Prozessoren flexibel mit Geschwindigkeiten zwischen 550 MHz und 1,3 GHz – je nach Leistungsbedarf. So schafft es Apple, hohe Arbeitsgeschwindigkeit und (relativ) lange Akkulaufzeit unter einen Hut zu bringen.
Display: Licht und Schatten
Ein weiteres Highlight ist das Display. Apple reklamiert, den vollen sRGB-Farbraum darzustellen, und Messungen von Display-Experten bestätigen das. Die Qualität zeigt sich aber auch in niedrigen Abweichungen bei den einzelnen Farbwerten gegenüber dem Standard, hohen Helligkeitswerten von 556 cd/m2 und einer deutlich besseren Entspiegelung als beim iPhone 4S, das mehr als 50 Prozent stärker reflektiert. Dr. Raymond M. Soneira, President der DisplayMate Technologies Corporation, attestiert: „Das iPhone 5 hat das beste Display, das wir jemals bei einem Mobilgerät gesehen haben.
Ein Teil des Geheimnisses liegt im Aufbau des Displays begründet. Apple verwendet als erster Hersteller die In-Cell-Technologie, um Display- und Touch-Technologie zu verbinden. Dadurch entfällt eine Schicht gegenüber früheren Displays. Die neuen Farbfilter und die größere Leuchtdichte sowie die größere Fläche bedeuten jedoch auch, dass der Stromverbrauch des Displays um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem des iPhone 4 angestiegen ist. Beim Konkurrenten Samsung Galaxy S3, das mit einem 4,8-Zoll-OLED-Bildschirm ausgestattet ist, aufgrund der Pentile-Anordnung aber deutlich weniger Subpixel bietet, ist der Stromverbrauch des Displays rund doppelt so hoch.
Allerdings haben Apples Zulieferer wohl Probleme, genügend dieser In-Cell-Displays zu fertigen. So kommt es, dass die nächste Stufe des Roll-outs, die heute startet, mit sehr niedrigen Vorräten startet. Einige der osteuropäischen Mobilfunkprovider haben angesichts der Liefersituation entschieden, vorerst keine Vorbestellungen anzunehmen. Und auch ein Problem, das schon beim iPad 3 aufgetreten war, wiederholt sich beim iPhone 5: Es gibt Geräte, bei denen weiße Flächen gelblich bis bräunlich wirken.
Scuffgate
Mit den größten Ärger verursacht die Lackierung, insbesondere des schwarzen Modells. Denn die Lackierung ist zum Teil schon beim Auspacken verkratzt, zum Teil genügen bereits kleinste Anlässe, um Kratzer zu verursachen oder sogar die Lackierung an schmalen Kanten abplatzen zu lassen. Gegenüber einem verärgerten Kunden äußerte sich Marketing-Chef Phil Schiller kurz angebunden: es sei normal, dass Aluminium-Flächen schnell verkratzen. Der Konzern will das Problem jedoch weiter untersuchen, war aus anderer Quelle zu hören.
Das iPhone 4S hatte auf der Rückseite noch eine Glasfläche, die wesentlich unempfindlicher war gegenüber Kratzern. Die nun gewählte Aluminium-Ausführung ist dagegen leichter und geht bei einem Sturz nicht so schnell kaputt.
Neuer Port: Lightning
Mit einem neuen 8-poligen Anschluss namens Lightning ersetzt Apple den bisherigen 30-poligen Anschluss. Das macht etliches Zubehör inkompatibel, das sich nur bedingt durch einen 29 Euro teuren Adapter weiter nutzen lässt. Inzwischen ist noch ein weiteres Problem zutage getreten. Das mitgelieferte Kabel hat am USB-Stecker möglicherweise zu große Aussparungen, was dazu führt, dass sich unter Umständen der Stecker nicht mehr aus der Buchse ziehen lässt. Er sitzt so fest, dass man sogar das Kabel zerstören kann, wenn man zu fest zieht.
Die einzige Lösung besteht darin, eine dünne Pappe in die Buchse einzuführen, die ähnlich wirkt wie der Scheckkarten-Trick an einem Schnapp-Schloss: die Teile, die sich an den Aussparungen verhaken, werden herausgedrückt und der Stecker lässt sich wieder herausziehen.
Schlechte Karten für iOS 6
Ein echtes Problem stellt die Kartenfunktion dar, die mit dem Betriebssystem-Update auf iOS 6 auch den Weg auf die Vorgängermodelle des iPhone 5 fand. Apple hat sich von Google Maps getrennt und setzt auf andere Partner – die jedoch zum Teil katastrophal schlechte ‚Qualität liefern.
So sind in der näheren Umgebung des Wohnsitzes des Autors sämtliche Points of Interests als Lokal gekennzeichnet, auch wenn es sich dabei tatsächlich um ein IT-Fachgeschäft handelt. Das Brandenburger Tor steht angeblich nicht in Berlin, sondern im Vorort Schöneiche, die Insel, um die sich China und Japan streiten gibt es einfach doppelt, und auch bei der Navigation gibt es zum Teil abenteuerliche Ergebnisse.
Apple will sich bemühen, die Angaben der User schnellstmöglich dafür zu verwenden, die Fehler auszumerzen. Angeblich baut der Konzern (erst) jetzt ein eigenes Entwicklerteam auf. Insbesondere ehemalige Mitarbeiter von Google-Maps sollen angesprochen worden sein.
Weiterer Ärger
Ebenfalls eine Auswirkung von iOS 6: Apple hat es sich mit der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) verdorben. Die Uhren-App hat nämlich das geschützte Design der SBB-Uhr einfach kopiert. Des Weiteren haben die iPhone-5-Käufer die Sprachassistentin Siri überfordert: Zeitweise waren ihre Dienste, die nun ausgeweitet wurden, nicht mehr nutzbar, weil die Server überlastet waren. Apple hatte innerhalb der ersten 24 Stunden nach Verkaufsstart immerhin zwei Millionen, innerhalb der ersten drei Tage fünf Millionen Geräte unters Volk gebracht – Apple zählt dabei nur die Geräte, die in Betrieb genommen wurden.
Das iPhone 5 hat zwar LTE an Bord, in Deutschland ist es jedoch nur in sehr begrenztem Umfang zu nutzen, da nur eine der drei verwendeten Frequenzen unterstützt wird. Aufgrund der Massenschlägerei beim Apple-Zulieferer Foxconn rücken die Umstände der Produktion wieder stärker ins Bewusstsein der Konsumenten, so dass der Hersteller, der gerade Rekorde bei der Aktienbewertung einfährt, sich verstärkt mit Fragen nach der sozialen Verantwortung für seine Zulieferbetriebe konfrontiert sieht – die nicht einfach mit dem Verweis auf den Verhaltenskodex auf der eigenen Website abzuspeisen sind.
Wie üblich gibt es wieder Diskussionen über die Preisgestaltung – die bessere Speicherausstattung schlägt überproportional stark zu Buche. Und es gibt sogar Kritiker, denen das iPhone 5 zu leicht und zu klein ist. Auch der größte Konkurrent Samsung trägt seinen Teil zum „Apple-Bashing“ bei: mit mehreren Werbespots machen sich die Koreaner über die Apple-Fans lustig, die teilweise tagelang angestanden hatten, um ja zu den ersten zu gehören, die das iPhone 5 ergattern. Auf dem Youtube-Kanal von Samsung USA teilt Samsung mit, dass es völlig unnötig ist, sich in die Schlange einzureihen, denn: „The next big thing is already here!“
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